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Pressestimmen

Blind

​Feri Nemeth zählt in den USA zur Créme des Jazzgenres. Für den Saxofonisten und Sänger, Keyboarder und Klarinettisten mit ungarischen Wurzeln und Wahlheimat Eschweiler ist es kein Problem, blind zu sein.

VON PAUL SANTOSI

Eschweiler. Er ist Musiker mit Leib und Seele, besitzt ungarische Wurzeln und lebt seit einiger Zeit in der kulturellen Beschaulichkeit Eschweilers, obwohl er in den USA zur Crème des Jazzgenres zählt. Feri Nemeth, Saxofonist und Sänger, Klarinettist und Keyboarder wurde 1957 in Köln geboren. Nach eigenem Bekunden ist er so etwas wie ein musikalischer Kosmopolit. „Blind sein ist kein Problem, macht mich frei, lässt mich abheben, fliegen und glücklich sein, in und mit meiner Musik." So Feri Nemeth auf seiner Website über sich selbst und den Umstand, von Geburt an ohne Augenlicht zu sein. Schon als Dreijähriger erlernte er von seinem Vater das Klavierspiel, besuchte später unter anderem die Musikhochschule in Düsseldorf und kennt keine künstlerischen Grenzen: „Ich mag Klassik. Vor allem die osteuropäische Musikkultur hat es mir angetan. Aber egal ob Pop, Rock, Soul, Funk oder Jazz - ich fühle mich auf allen diesen Feldern zuhause." Nachdem er im Alter von 9 Jahren zunächst das Klarinettenspiel erlernte, blies er mit 15 in sein erstes Saxophon. Das war der Beginn einer leidenschaftlichen Beziehung, die bis heute andauert. „In jungen Jahren habe ich in Köln auch in einer türkischen Band gespielt. Berührungsängste mit anderen Kulturen kenne ich daher nicht. Mein Held ist aber der US-Saxofonist John Coltrane. Der war seiner Zeit weit voraus und ich schätze an ihm seinen manchmal zerbrechlichen bis bizarren Stil," erklärt Feri Nemeth bewundernd.
Ende der Neunziger Jahre oszilliert Feri Nemeth zwischen Deutschland, Österreich und Italien hin und her, bis ihn seine musikalische Suche schließlich nach Los Angeles verschlägt. Dabei stand er kurz davor mit dem Saxofonspiel komplett aufzuhören.
„Ich war damals sehr unzufrieden und lernte dann den Count-Basie- Saxofonisten Sal Nistico kennen. Der hat, nachdem er mich hörte, geradeheraus gesagt `Mach bloß weiter damit`. Sal hat mich sehr als Mentor unterstützt und wurde einer meiner besten Freunde." Im Westen der USA fühlt sich Feri Nemeth wie zu Hause. Er trifft Musiker wie Bob Canton, der als Trompeter mit den Beach Boys zu- sammenarbeitete oder Trompeter Sal Marquez, den hierzulande vor allem Frank-Zappa-Fans kennen dürften. Die Liste der Jazz-Größen, die Feri Nemeth zum gemeinsamen Spiel aufforderten, würde wohl den Rahmen dieses Artikels sprengen. Ein Zeitgenosse Nemeths bezeichnete ihn einmal als „Ferrari, der sich auf einer VW-Strecke bewegen muss". Der Mangel an Musiker-Kollegen, die sein energiegeladenes und freies Spiel verstehen und beantworten können, ist hierzulande leider überdeutlich spürbar. Ein Umstand, der ihm zu schaffen macht: „Ich wünsche mir nichts mehr, als eine Möglichkeit zu finden, die Arbeit in Los Angeles fortzusetzen. Ich will endlich wieder das tun, was ich am besten kann."
Feri Nemeth wohnt dennoch gerne in Eschweiler, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Renate Lock. Sie hat selbst nach eigenen Aussagen ein wenig Zeit gebraucht, um den Jazz à la Nemeth zu verinnerlichen. Heute jedoch sagt sie voller Überzeugung: „Wenn ich Feri sehe, dann höre ich geradezu Musik."
Und die steht wahrlich im Mittelpunkt von Feri Nemeths Leben, der am Ende des Gespräches seine Lebensphilosophie in einer passenden Metapher preisgibt: „Es geht immer um Berufung und um Aufgaben. Das Leben ist kein Spiel. Es ist eher wie ein Füllhorn, das man gekonnt füllen muss." 

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